Natur - Pur - Krötenwanderung
Auch das gehört zu unseren Aufgaben!
Wie viele Jahrhunderte dieser einst starke Recke seinen Stand als unübersehbares Malzeichen an der Haubergsgrenze zwischen Offdilln und Weidelbach hatte, ist uns nicht bekannt. Erwähnung findet der alte Grenzbaum erstmals 1807 in einer alten Urkunde, wo er zusammen mit anderen – längst verschwundenen - Malbäumen derselben Kategorie in einer Grenzangelegenheit aus dem Dunkel der Geschichte auftaucht. Mit Sicherheit hat er hier schon gestanden, als über den nahen, uralten Verbindungsweg - der ehemals auf der Haincher Höhe die von Köln kommende und über Marburg bis ins thüringische führende Heer- und Handelsstraße verließ, seinen Kurs zuerst nach der Struth hin nahm und dann weiter in Richtung Wetzlarer einschlug - noch die Ochsen- und Pferdegespanne rollten und die oft derben Worte der Fuhrleute durch den Haubergswald hallten. Unmittelbar neben dieser alten Trasse, die sich noch immer stellenweise als unübersehbarer Hohlweg präsentiert, verläuft der später angelegte Herzogsweg und trennt den Offdillner Haubergsteil „Trittelbach“ von dem Weidelbacher „Huberg“.
In voller Kraft hat die stolze Haubergseiche, deren klägliche Reste auf dem Foto zu sehen sind, einst hier grenzbestimmend gestanden, hat viele Generationen von Haubergsleuten kommen und gehen sehen, hat den Naturgewalten getrotzt und sich den unzählbaren Umweltbelastungen entgegengestemmt und gegen sie angekämpft. Und wurde letztendlich besiegt!
Die orkanartigen Stürme im Jahr 2007, allen voran „Kyrill“, haben dem markanten Grenzbaum den entgültigen Garaus beschert, den schon vor gut hundert Jahren die damals rundum gepflanzten Fichten eingeläutet hatten. Von diesen immer mehr bedrängt, in seinem Lebensraum eingeengt und mit den Jahren sogar überragt, wurde ihm schließlich das lebensnotwendige Sonnenlicht entzogen und damit auch nach und nach sein Lebenswille gebrochen. In seinen mittlerweile hohl gewordenen Stammteilen fanden nun für längere Zeit Specht, Rauhfußkauz und Hohltaube geeigneten Wohnraum und manche anderen Tierarten fühlten sich ebenfalls in seiner Umgebung wohl.
Das alles ist nun Vergangenheit. Ein einzelner grüner Zweig ist von einstiger Pracht und Herrlichkeit noch übrig geblieben und verdeutlicht damit die immerwährende Vergänglichkeit von allem Wesen auf unserer schönen Erde, mag es auch anfänglich noch so stark und fest erscheinen.
Harro Schäfer
„Sei wie das Veilchen im Moose“, so beginnt ein altes Reimchen, das früher beinahe jedem Schulmädchen in sein Poesiealbum geschrieben wurde und in dem auch auf die Bescheidenheit dieser kleinen Blume hingewiesen wird.
Diese schulzeitliche Begebenheit kam dem Fotografen ins Gedächtnis, als er am vergangenen Sonntag neben einem Waldweg diesen in wunderschöner Symmetrie gewachsenen blauvioletten Blütenkranz entdeckte.
Manche von unseren heimischen Veilchenarten sind nicht leicht zu unterscheiden, aber die Identität dieser abgelichteten Pflanzen konnte ganz eindeutig festgestellt werden. Es handelt sich dabei um das nicht gerade seltene Hain-Veilchen (Viola riviniana), das aber der Fotograf in einer solchen Formation bisher noch nicht vorgefunden hat. Es blüht übrigens von April bis Juni.
Text und Bild: Harro Schäfer
Seit der Installation des Krötenleitzaunes in 2008 wurden mehr als 2000 Erdkröten (Buffo buffo) und auch rund 100 andere Amphibienarten, wie Berg-, Teich- oder Fadenmolch, den drei Fangbunkern entnommen und von ehrenamtlichen Helfern über die Straße zum nahegelegenen Fischteich getragen. Auch hin und wieder hatten sich Ringelnatter, Feuersalamander und Blindschleiche darin gefangen.Im vergangenen Jahr musste die eine Hälfte des etwa 200 Meter langen Zaunes wegen Baumfällarbeiten abmontiert werden, ist aber jetzt, pünktlich zur diesjährigen Krötenwanderung, wieder voll funktionsfähig. Mitgliedern des Offdillner Heimat- und Geschichtsvereins ist es zu verdanken, dass der Zaun in seiner ganzen Länge wieder komplett intakt ist.
Pünktlich zu Beginn des Monats Mai fliegt der braune Käfer wieder – unüberhörbar an dem ihm eigenen Brummton - durch die fortschreitende abendliche Dämmerung. Der Käfer hat es nicht immer leicht in der von ihm bevorzugten Waldlandschaft, ist er doch bei jedweder Forst- und Waldwirtschaft ein nur äußerst ungern gesehenes Wesen. Wegen seinem ungeheuren Appetit auf frisches Blattgrün wurde er in vergangenen Epochen mit allen Mitteln verfolgt und ganz erheblich dezimiert. Aber da der Käfer nun einmal zu den absoluten Frühlingsboten gehört, wird er von vielen Menschen gern wahrgenommen.
Text und Foto: Harro Schäfer
Die Farnpflanzenart Sprossender Bärlapp (Lycopodium annotium) konnte dieser Tage erstmals für den Offdillner Raum nachgewiesen werden. Da bisher in unserem engeren Raum nur Standorte vom Keulenbärlapp (Lycopodium clavatum) bekannt sind, war es schon etwas Besonderes, als unlängst diese Pflanze von einem Waldläufer und Naturfreund unterhalb der Haincher Höhe, unmittelbar neben einem Wasserlauf, entdeckt wurde. Die zu den Gebirgspflanzen zählende Farnart wächst gesellig in Nadel- und Mischwäldern auf feuchten, sauren und torfigen Böden und erlangt in den Monaten August-September ihre volle Sporenreife. Man darf also auf die weitere Entwicklung dieses für unsere Gegend doch recht seltenen Gewächses, das auch unter dem Namen Schlangenmoos bekannt ist, gespannt sein.
Zu den schönsten einheimischen Nachtfaltern gehört zweifelsfrei das zu den Pfauenspinnern zählende Kleine Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia). Diese Falterart, die den Winter in Puppenform überdauert, fliegt in einer Generation von Ende April bis Anfang Juni durch unsere Landschaft. Bis zu 8 cm kann die Spannweite dieses schönen Insektes betragen. Da die Falter keine Nahrung aufnehmen, ist ihre Lebensdauer äußerst begrenzt. Den abgebildeten weiblichen Falter, der exakt 8 cm spannte, entdeckte der Fotograf gestern früh in Ruhestellung auf einem Heidelbeerstrauch, einer bevorzugten Futterpflanze der Falterraupen.
Text und Foto: Harro Schäfer
Während sich das obere Haubergsland im wärmenden Licht der aufgegangenen Sonne unter einem tiefblauen Himmel präsentiert, leuchten vermutlich in den dillabwärts liegenden Ortschaften noch die
Straßenlampen. Diesen Eindruck erhält jedenfalls der Betrachter, der von hier oben auf die weiter unterhalb befindlichen und von einer dichten Nebeldecke überzogenen Täler schaut. Der abgelichtete
junge Hauberg - die Offdillner nennen diesen Teil „off der Spreng“ - liegt etwas unterhalb der 608 Meter hohen Haincherhöhe und wurde im vorigen Jahr abgetrieben. Die nun kahle Fläche bietet einen
wunderschönen Ausblick und offenbart, dass zu dieser Morgenstunde der Nebel nicht nur die ganze tiefer liegende Landschaft überdeckt, sondern bis zu den Hanglagen von Kalteiche und Westerwald reicht.
Hatte über Nacht der Rauhreif dem ganze Gelände ein überzuckertes Aussehen verliehen, so war jetzt, einige Stunden später, von dieser weißen Pracht nichts mehr zu sehen.
Text und Foto: Harro Schäfer
Schon seit einigen Jahren kann man die Schwarz- oder Waldstörche in den Dillauen oberhalb von Offdilln mit einigem Glück beobachten. Mit ziemlicher Regelmäßigkeit sind die seltenen Waldbewohner dort bei der Futtersuche anzutreffen und sogar, wie hier vorgestellt, bei entsprechender Ausdauer zu fotografieren. Aber darüber, weshalb der abgebildete Altvogel zu dieser Jahreszeit allein auf der Blumenwiese stolziert, kann man nur mutmaßen. Vielleicht ist eine missglückte Brut oder der Verlust des Partners hierfür die Ursache. Übrigens, einen Altvogel kann man an dem roten Schnabel und an den ebenfalls roten Ständern erkennen. Bei den Jungvögeln sind beide Körperteile weiß.
Am vergangenen Freitag, morgens um 7 Uhr, geriet dieser recht scheue Vogel dem Fotografen vor die Linse.
Lichte Waldränder, Parks und vor allem Gärten sind die bevorzugten Lebensräume der Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca). Voraussetzung sind allerdings vorhandene Nistmöglichkeiten in Form von Baumhöhlen oder geeigneten Nistkästen. Dort wird das aus 4 - 7 Eiern bestehendes Gelege bebrütet, aus denen nach etwa 14 Tagen die Jungen schlüpfen.
Der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) bevorzugt in etwa den gleichen Lebensraum wie der Trauerschnäpper. Auch sein Vorkommen ist, genau wie bei diesem, als eher selten zu bezeichnen. Ganz unterschiedlich gefiedert zeigen sich die beiden Altvögel. Während der männliche Vogel ein äußerst farbenprächtiges Federkleid präsentiert, sind die Farben beim Weibchen eher unscheinbar. Oftmals erfolgen zwei Bruten pro Jahr, wobei die einzelnen Gelege aus 5 - 8 Eiern bestehen und etwa zwei Wochen bebrütet werden.
Schon im Spätsommer verlassen die Vögel ihre Sommerquartiere, um im Inneren Afrikas die Wintermonate zu verbringen.
Die Aufnahmen stammen aus einem Gartengelände in Oberroßbach. Auf der abgebildeten eisernen Warte unterbrachen die beiden Altvögel regelmäßig ihren Anflug zur Nisthöhle.
Zu den attraktivsten Nachtfaltergruppen gehören die Schwärmer. Viele dieser Arten sind dämmerungsaktive Blütenbesucher. Auf Grund ihres ausgeprägten Saugrüssels gelangen sie dort an den Nektar von langröhrigen Blüten, den kürzer berüsselte Insekten nicht erreichen können. Der Flug dieser Falter ist der bei weitem schnellste und auch eleganteste von allen Insekten.
Manche dieser schönen, überwiegend nachtaktiven Geschöpfen, kann ein aufmerksamer Naturbeobachter auch tagsüber an entsprechenden Pflanzenarten entdecken, wo sie die helle Tageszeit in Ruhestellung verbringen.
Drei Arten von diesen stromlinienförmigen Fliegern sollen hier vorgestellt werden:
Rund 75 Millimeter Flügelspannweite besitzt
dieser farbenfrohe Schmetterling, den man
tagsüber an manchen Weidenröschenarten
antreffen kann. Den abgebildeten Falter entdeckte
der Fotograf allerdings an einer Mädesüßstaude.
Die Flugzeit von diesem absolut nachtaktiven
Geschöpf bezieht sich auf Mai und Juni.
Die Flugzeit dieses bunten Schwärmers dauert
vom beginnenden Mai bis weit in den Juni hinein.
Seine Lebensräume sind lichte Laubholzbestände,
wobei Lindenbäume bevorzugt werden. Da der
Falter wegen seines verkümmerten Saugrüssels
keine Nahrung aufnimmt, beträgt seine
Lebenserwartung nur einige Tage. Seine
Spannweite liegt bei 70 Millimeter.
Text und Fotos: Harro Schäfer
Dieses beeindruckende Wolkengebilde stellte sich kürzlich dem Fotografen, als er wegen bestimmter Fotoobjekte den Offdillner Haubergsteil „Eckenwäldchen“ durchstreifte. Allerdings hatte er dabei die Schnelligkeit des aufziehenden Gewitters unterschätzt und wurde, nach wasserdichter Unterbringung seiner Fotoausrüstung, ein durchnässtes Opfer der einsetzenden Wasserfluten.
Text und Foto: Harro Schäfer
Der diesjährige Offdillner Hauberg „Spreng“ ist fast abgetrieben. Viele der aufgestapelten Holzhaufen sind mit Hainzeichen markiert.
Wer als Kenner der heimischen Haubergswirtschaft durch den diesjährigen Offdillner Hauberg streift, dem fällt manches Erfreuliche auf. Nicht nur, dass dieser Hauberg schon fast gänzlich abgetrieben ist und das geschlagene Holz aufgestapelt und abfuhrbereit an günstiger Stelle gelagert ist, nein, noch ein ganz anderer Aspekt wird für den interessierten Beobachter sichtbar: Nämlich die gegenüber vergangener Jahre zunehmende Kennzeichnung dieser Holzhaufen und der abgeteilten Schlagflächen mit den hauseigenen Hainzeichen. Gleichzeitig hat sich auch die seit Jahren praktizierte Unsitte reduziert, mittels einer Spraydose die genannten Stellen farblich zu markieren.
In allen Dörfern des Hauberglandes an Dill und Roßbach gehörten sie früher zum ganz normalen Alltag, diese aus uralter Zeit stammenden Hainzeichen mit ihren besonderen Symbolen. Zu jedem Haus gehörte eines von diesen eigenartigen Merkmalen, die unwiderruflich zu dem betreffenden Anwesen gehörten und stets auf den jeweiligen Eigentümer übergingen. Haazajchel, Haazächel, Hääzächel werden sie noch immer in unseren Dörfern genannt. Zwar sorgt hier der
unterschiedliche Dialekt für eine ebenso unterschiedliche Ausdrucksweise, meint aber stets das Gleiche.
Im 18. Jahrhundert wurde die Anwendung dieser Hainzeichen durch die ‹Ständige Haubergs-Ordnung für das Fürstenthum Dillenburg› gesetzlich festgelegt. So ist es jedenfalls in einem Erlass zu lesen, der von den nassauischen Ämtern Ebersbach und Haiger im Jahr 1758, ein genaueres Datum ist nicht angegeben, an die Heimberger der einzelnen Haubergsdörfer erging. Dort heißt es:
Jeder Theilhaber muss seine besondere Gehäue Zeichen haben. Dieses ist gemeiniglich, sowie es die Unterthanen nennen, das Haus Zeichen welches sonst ein jeder Unterthan auf seinem häuslichen Arbeitsgeschirr hat und wird bey dem Haubergstheilen gemeiniglich bey dem abtheilen der abtheilenden Haubergen auf kurze Hölzer mit einem Meßer geschnitten oder mit Rödel darauf gemacht, und damit eines jeden Antheil, so er in dem Hauberg für sich bekommen, abgepflocket. Auch darf es sowohl der Sicherheit jedes Theilhabers wegen, und um die begangene Frevel auf jeden einzelnen Theil entdecken zu können, auch bey der Theilung.
Bey schwerer nahmhaft zu machender Strafe (darf) kein Hein Zeichen verrückt werden. Alle Arbeit und Verrichtung in denen Haubergen muss von sämtlichen Theilhabern zu gleicher Zeit vorgenommen werden.
Aber so streng wird auf die Einhaltung der Haubergszeichen schon lange nicht mehr geachtet. Es wäre jedoch trotzdem begrüßenswert, wenn auch die jüngeren Haubergsleute den historischen Wert ihrer eigenen, jahrhundertealten Haus- und Hainzeichen zu schätzen wüssten, sie auf Grund ihrer Seltenheit vor der Vergessenheit bewahrten und wieder vermehrt an den einst vorgegebenen Stellen bei der Haubergsarbeit einsetzten. Übrigens 102 dieser Haubergszeichen, die man absolut zum heimischen Volkstum rechnen muss, existieren noch in den unterschiedlichsten Formen in unserem Dorf.
Recht unscheinbar, und bei weitem nicht so farbenfroh wie seine im hellen Sonnenlicht fliegenden tagaktiven Verwandten, kommt einem der zu den Nachtfaltern gehörende Schneespanner (Phigalia pilosaria) vor. Er besitzt aber eine Besonderheit, die ihn von allen anderen Faltern unterscheidet und ihn sicherlich für jeden kundigen Naturfreund interessant macht. Seine Geburt findet nämlich während der kältesten Jahreszeit statt, denn er verlässt je nach Wetterlage, schon im Januar seine schützende Puppenhülle. Somit gehört er zu den ersten Schmetterlingen im Jahr und ist jetzt mit geübtem Blick an bestimmten Stellen im winterlichen Wald zu finden. Meistens ist es der untere Baumbereich, wo er tagsüber in absoluter Regungslosigkeit verharrt und erst nach Einbruch der Dunkelheit aktiv wird. So war es auch bei dem vorgestellten Falter, den der Fotograf kürzlich an bemooster Stelle sitzend antraf und ablichten konnte. Es ist ein männlicher Schmetterling, der anhand seiner Flügelspannweite von ca. fünf Zentimetern leicht von dem flügellosen und daher flugunfähigen Weibchen zu unterscheiden ist. Die Flugzeit dieses mitten im Winter fliegenden Insektes dauert von Anfang Januar bis etwa Ende März